Einführung: Die CSRD und ihre Bedeutung für Unternehmen
Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) bringt tiefgreifende Veränderungen für die Nachhaltigkeitsberichterstattung in Europa mit sich. Die Direktive erweitert die Berichtspflicht, die bislang nur große und börsennotierte Unternehmen betraf, auf eine breitere Gruppe von Unternehmen. Diese müssen nun gemäß den European Sustainability Reporting Standards (ESRS) umfassende ESG-Berichte vorlegen. Zwei aktuelle Studien liefern wertvolle Einblicke, wie Unternehmen die ersten Hürden der CSRD bewältigen. Die „Early Adopters“-Studie von der “We Mean Business Coalition” analysiert 30 freiwillig berichtende Unternehmen. Zudem analysiert die Studie „ESRS-Implementierungsstatus Q2 2024“ der European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG) von July 2024 den aktuellen Berichtsstatus. Beide Studien zeigen sowohl Chancen als auch Lehren der CSRD Berichterstattung. Es wird deutlich, dass die Anforderungen der CSRD eine Herausforderung darstellen, gleichzeitig allerdings Unternehmen hilft, systematische Nachhaltigkeitsstrategien zu entwickeln und somit Wettbewerbsvorteile zu sichern.
Wichtige Erkenntnisse zur CSRD-Implementierung
Die beiden Studien zeigen auf, welche Ansätze sich für eine erfolgreiche CSRD-Implementierung als sinnvoll erweisen und welche Chancen und Lehren aus den ersten CSRD Berichterstattung gezogen werden können. Hier sind die wichtigsten Erkenntnisse im Detail:
- Die Einbindung von Stakeholdern im Berichtsprozess
Eine wesentliche Erkenntnis beider Studien ist die Bedeutung der Stakeholder-Integration. Unternehmen, die erfolgreich eine Nachhaltigkeitsstrategie implementieren, binden wichtige Stakeholder – darunter Mitarbeitende, Kunden, Lieferanten und Investoren – aktiv in den Berichtsprozess ein. Diese Einbindung sorgt dafür, dass Unternehmen relevante Themen von frühzeitig identifizieren und berücksichtigen. Die EFRAG-Studie berichtet, dass über 65 % der Unternehmen zwei oder mehr Kanäle nutzen, um mit Stakeholdern zu kommunizieren, darunter Interviews und Workshops. Diese vielseitige Einbindung hilft, wertvolle Perspektiven zu gewinnen und sicherzustellen, dass die Berichterstattung den tatsächlichen Erwartungen und Anforderungen entspricht.
- Herausforderungen in der Wertschöpfungsketten-Berichterstattung
Ein schwieriges Thema für viele Unternehmen ist die Berichterstattung entlang der Wertschöpfungskette. Die CSRD fordert Unternehmen auf, über Umweltauswirkungen, soziale Risiken und Chancen entlang ihrer gesamten Liefer- und Wertschöpfungskette zu berichten. Dies beinhaltet die Dokumentation von direkten und indirekten Geschäftsbeziehungen, um beispielsweise ökologische Risiken oder Menschenrechtsverletzungen zu identifizieren und zu mindern. Die EFRAG-Studie zeigt, dass 90 % der Unternehmen derzeit daran arbeiten, ihre Wertschöpfungskette detaillierter abzubilden, wobei fast die Hälfte eine stärker segmentierte und differenzierte Kartierung anstrebt. Einige Unternehmen priorisieren dabei bereits risikobehaftete Bereiche, um ihre Nachhaltigkeitsressourcen gezielt einzusetzen.
- Qualitätskontrollen und die Einführung interner Kontrollmechanismen
Viele Unternehmen sind dabei, ihre internen Kontrollsysteme anzupassen, um die Zuverlässigkeit und Konsistenz ihrer Nachhaltigkeitsberichte sicherzustellen. Die Early Adopters setzen dabei häufig auf Kontrollstrukturen, die jenen der Finanzberichterstattung ähneln. Somit können Unternehmen die Datenqualität erhöht und Transparenz gewährleisten. Die EFRAG-Studie berichtet, dass rund 90 % der Unternehmen ihre internen Kontrollmechanismen bereits verbessert haben und zunehmend Techniken anwenden, die denen der Finanzberichterstattung ähneln. Diese Vorgehensweise stellt sicher, dass die Nachhaltigkeitsdaten auch externen Prüfungen standhalten und das Vertrauen der Stakeholder gestärkt wird.
- Ressourcenmanagement und die Rolle der bereichsübergreifenden Zusammenarbeit
Die Einführung der CSRD-Berichtspflichten hat in vielen Unternehmen zur Entwicklung bereichsübergreifender Teams geführt. Die Koordination zwischen Abteilungen wie Finanzen, Nachhaltigkeit und IT spielt eine wichtige Rolle bei der Erfassung und Analyse der Daten. Laut der EFRAG-Studie haben fast alle Unternehmen bereichsübergreifende Teams gebildet, die sich speziell mit der Umsetzung der CSRD-Standards beschäftigen. Etwa 85 % der Unternehmen haben zudem mit einer umfassenden IT-Transformation begonnen, um ihre ESG-Daten in bestehende Systeme zu integrieren und die Datenverfügbarkeit zu verbessern.
- Datenpunkte und Herausforderungen bei der Datenerhebung
Ein weiteres zentrales Thema bei der CSRD-Implementierung ist die Erhebung und Analyse von ESG-Daten. Die EFRAG-Studie hebt hervor, dass 80 % der Unternehmen Schwierigkeiten haben, die benötigten Daten zu sammeln, insbesondere im Hinblick auf die Komplexität und die Fragmentierung der Datenquellen. Viele Unternehmen nutzen die Implementierungsleitfäden der EFRAG für eine Gap-Analyse, um bestehende Berichterstattungen mit den neuen Anforderungen der CSRD abzugleichen und Lücken zu identifizieren. Die Gap-Analyse stellt jedoch eine Herausforderung dar, da viele Unternehmen noch nicht alle Datenpunkte vollständig integriert haben. Zudem gibt es eine Phase-in-Option, die 75 % der Unternehmen nutzen, um ihre Berichtsanforderungen schrittweise zu erfüllen.
- Erste Erfolge: Integration der CSRD in die Unternehmensstrategie
Die CSRD ist für viele Unternehmen mehr als nur ein Berichtsinstrument – sie wird zunehmend als strategisches Werkzeug verstanden. Die Early Adopters setzen die CSRD-Vorgaben nicht nur zur Erfüllung gesetzlicher Anforderungen ein, sondern nutzen die ESG-Daten gezielt für strategische Entscheidungen. Die EFRAG-Studie zeigt, dass rund 85 % der Unternehmen die Ergebnisse ihrer Materialitätsanalyse in die strategische Ausrichtung und Entscheidungsprozesse integrieren, um nachhaltiges Wachstum zu fördern. Dies unterstützt Unternehmen dabei, Risiken und Chancen im Zusammenhang mit ESG-Themen frühzeitig zu erkennen und ihre Geschäftsmodelle entsprechend anzupassen.
Fazit: Von den Pionieren lernen – Chancen für die Zukunft
Die beiden Studien zu den Early Adopters und zur EFRAG-Implementierung verdeutlichen, dass die Umsetzung der CSRD komplex ist, aber wertvolle strategische Vorteile für Unternehmen bietet. So können sowohl Chancen als auch Lehren der ersten CSRD Berichterstattung gezogen werden. Durch die Einbindung von Stakeholdern, die systematische Erfassung und Analyse von ESG-Daten und die Optimierung der Wertschöpfungskette gewinnen Unternehmen nicht nur Transparenz und Vertrauen, sondern setzen auch einen neuen Standard für Nachhaltigkeit und unternehmerische Verantwortung.
Für Unternehmen, die sich künftig den CSRD-Anforderungen stellen müssen, bieten diese frühen Erkenntnisse wertvolle Leitlinien und Best Practices. Die CSRD ist eine Chance für Unternehmen, ihre Nachhaltigkeitsziele strategisch umzusetzen und die Grundlagen für eine verantwortungsvolle und resiliente Unternehmensführung zu legen. Studien wie diese werden auch von externen Berater-Teams, wie das von MetriBo, zu rate gezogen. Die Lehren aus den frühen Anwendungen werden meist in Webinaren weitervermittelt und dienen oft als zusätzliche Praxistipps. So können Experten ihr Wissen aus der erfolgreichen Begleitung einer Vielzahl an Unternehmen auf dem Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung ziehen. Auch wird das immer stärker wachsende Netzwerk an Beratern, Prüfern und unternehmensinternen Fachexperten genutzt, um neue Erkenntnisse und effiziente Methoden in die bestehenden Prozesse zu integrieren und so Angebote, wie das von MetriBo, zu optimieren.