Corporate Governance erweitert den Nachhaltigkeitsbegriff
Mit der Einführung der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) weitet sich das Verständnis von Nachhaltigkeit aus: Neben Umwelt- und Sozialthemen tritt auch die Corporate Governance in den Fokus, als integraler Bestandteil der ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance). Während Umweltstandards (E1-E5) klare Vorgaben zur Umweltberichterstattung festlegen und soziale Standards (S1-S4) den Arbeitnehmerschutz und die Achtung der Menschenrechte thematisieren, geht es im einzigen Governance-Standard der ESRS, dem ESRS G1, um die ethischen Grundlagen und Geschäftsprozesse, die Transparenz und Integrität sicherstellen sollen. Dieser Beitrag gibt KMUs einen Überblick, wie sie die Anforderungen des ESRS G1 in ihre Nachhaltigkeitsberichte integrieren können und wie sie mit Corporate Governance zur transparenten Unternehmensstruktur gelangen.
Hintergrund und Bedeutung der Governance-Berichterstattung
Mit der CSRD werden erstmals auch Governance-Themen explizit als Teil der Nachhaltigkeitsberichterstattung gefordert. Im Zentrum stehen dabei Transparenz und verantwortungsvolles Geschäftsgebaren, um Vertrauen bei Investoren, Kunden und der Gesellschaft zu schaffen. Zahlreiche Skandale, wie der Wirecard-Betrug oder der VW-Abgasskandal, haben in den letzten Jahren das Vertrauen in die Unternehmensführung erschüttert und verdeutlichen die Notwendigkeit für klare Standards und strenge Kontrollmechanismen in der Corporate Governance.
Für KMUs bedeutet dies, dass sie künftig stärker als bisher Rechenschaft über ihre Unternehmensführung und ethischen Standards ablegen müssen. Der ESRS G1-Standard setzt gezielt an zentralen Governance-Bereichen an und fordert eine transparente Berichterstattung zu Geschäftsethik, Lieferantenmanagement, politischer Einflussnahme und der Unternehmenspolitik im Allgemeinen.
Kernbereiche des ESRS G1: Was KMUs wissen müssen
Der ESRS G1 legt zentrale Anforderungen fest, um die Corporate Governance strukturiert und transparent darzustellen. Dabei wird insbesondere auf drei Themenbereiche eingegangen, die für KMUs besonders relevant sind:
- Unternehmenskultur und Geschäftsethik
Der ESRS G1 fordert, dass Unternehmen eine transparente und ethische Unternehmenskultur nachweisen, die Korruption und Bestechung aktiv verhindert und einen Whistleblower-Schutz integriert. Diese Maßnahmen sollen es Mitarbeitenden und Partnern ermöglichen, Missstände oder ethische Verstöße zu melden, ohne Nachteile befürchten zu müssen. Zudem integriert der Standard auch Tierschutzaspekte, ein Bereich, der zunehmend an Bedeutung gewinnt. Für KMUs bedeutet dies, ethische Grundsätze klar zu kommunizieren und entsprechende interne Richtlinien zu etablieren. - Lieferantenmanagement und Zahlungsmoral
Ein wichtiger Bestandteil des ESRS G1 ist das Management der Beziehungen zu Lieferanten. Unternehmen sollen hierbei besonders auf die Zahlungsmoral achten, insbesondere wenn es sich bei den Lieferanten um kleine und mittelständische Betriebe handelt. Zahlungsverzüge können für kleinere Unternehmen gravierende Folgen haben, weshalb die fristgerechte Begleichung von Rechnungen ein Kriterium für verantwortungsbewusstes Geschäftsgebaren darstellt. KMUs sollten daher sicherstellen, dass sie ihre Zahlungspraktiken dokumentieren und transparent darstellen können, um potenzielle Verzögerungen nachvollziehbar zu begründen. - Politische Einflussnahme und Lobbyarbeit
Auch die politische Einflussnahme wird im ESRS G1 klar geregelt. Unternehmen sollen offenlegen, welche Aktivitäten sie im Bereich der politischen Lobbyarbeit unternehmen und welche Verpflichtungen sie eingegangen sind, um ihre Interessen zu vertreten. Dieser Punkt soll sicherstellen, dass Unternehmen transparent über ihre politischen Aktivitäten berichten und mögliche Interessenkonflikte für externe Stakeholder nachvollziehbar bleiben. Für KMUs bedeutet dies, dass sie ihre Einflussnahmen und Verpflichtungen genau dokumentieren und im Rahmen der Nachhaltigkeitsberichterstattung veröffentlichen sollten.
Umsetzung und Besonderheiten für KMUs
Eine Besonderheit des ESRS G1-Standards ist, dass im Gegensatz zu anderen Standards keine Phase-in-Regelungen existieren. Das bedeutet, dass alle Unternehmen, die unter die CSRD fallen, sofort im ersten Berichtsjahr alle Anforderungen des ESRS G1 umsetzen müssen. Für KMUs, die bisher nicht in diesem Umfang über Governance-Themen berichten mussten, bedeutet dies eine größere Umstellung. So sind Unternehmen von Jahr 1 gefordert, mit Corporate Governance eine transparenten Unternehmensstruktur aufzubauen.
Hierbei gilt es, die Wesentlichkeitsanalyse gezielt einzusetzen, um die Governance-Aspekte zu identifizieren, die für das Unternehmen besonders relevant sind. Dies hilft, die Berichterstattung effizient zu gestalten und sich auf die für KMUs wichtigsten Themen zu konzentrieren. Eine klare Struktur und regelmäßige Aktualisierung der internen Governance-Dokumente können zudem sicherstellen, dass die Berichterstattung die Anforderungen des ESRS G1 erfüllt und einen Mehrwert für das Unternehmen und seine Stakeholder darstellt.
Fazit: Corporate Governance fördert und fordert transparente Unternehmensstrukturen
Der ESRS G1-Standard fordert eine detaillierte Berichterstattung zu Corporate Governance-Themen und ist ein entscheidender Schritt zu mehr Transparenz und Verantwortungsbewusstsein in der Unternehmensführung. Für KMUs bietet der ESRS G1 nicht nur neue Herausforderungen, sondern auch die Chance, durch klare Governance-Praktiken Vertrauen bei Kunden und Partnern zu stärken und sich als verantwortungsbewusster Marktteilnehmer zu positionieren. Durch eine strukturierte und praxisnahe Umsetzung der Governance-Anforderungen können KMUs ihre Nachhaltigkeitsberichterstattung optimieren und die Anforderungen der CSRD erfüllen.
Um die Chancen der Corporate-Governance-Berichterstattung zu realisieren, bieten ESG-Softwareanbieter wie MetriBo einfache Tools zur Dokumentierung und Messung von allen relevanten Daten und Entwicklungen. So sind Unternehmen stets auf dem neuesten Stand und können auf Abfragen von Stakeholdern reagieren und so ihren Standpunkt als bevorzugter Handelspartner im Markt etablieren. Um mit Corporate Governance zur transparenten Unternehmensstruktur zu gelangen, können Unternehmen durch Schulungen und Workshops, wie sie von der MetriBo Academy angeboten werden, ihre Belegschaft zielgerichtet weiterbilden.