Nachhaltigkeit in der Wertschöpfungskette: Ein Leitfaden für KMUs

Wertschöpfungskette ESRS

Einbindung der Wertschöpfungskette als Chance in der Berichterstattung

In einer zunehmend globalisierten und vernetzten Welt wird die Nachhaltigkeit in der Wertschöpfungskette immer wichtiger. Für kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) kann dies eine Herausforderung darstellen, aber auch eine große Chance bieten. Dieser Blogbeitrag fasst die wichtigsten Aspekte der neuen Leitlinien “Materiality Assessment IMplementation Guidance” (kurz MAIG) zur Wertschöpfungskette zusammen, die von der European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG) veröffentlicht wurden. Ziel ist es, KMUs für die geschäftliche Relevanz dieser Leitlinien zu sensibilisieren und praktische Tipps zur Umsetzung zu geben, sodass die Einbindung der Wertschöpfungskette als Chance genutzt werden kann.

Wertschöpfungskette CSRD

Was ist die Wertschöpfungskette und warum ist sie wichtig?

Die Wertschöpfungskette umfasst alle Aktivitäten, Ressourcen und Beziehungen, die ein Unternehmen nutzt, um seine Produkte oder Dienstleistungen zu erstellen – von der Konzeption bis zur Lieferung, Nutzung und Entsorgung. Dazu gehören sowohl die eigenen Betriebsabläufe als auch die Liefer-, Marketing- und Vertriebskanäle sowie das finanzielle, geografische, geopolitische und regulatorische Umfeld, in dem das Unternehmen tätig ist.

Warum ist die Wertschöpfungskette im Zusammenhang mit der Nachhaltigkeitsberichterstattung so wichtig? Die Berücksichtigung der Wertschöpfungskette ist aus mehreren Gründen entscheidend:

  • Ganzheitliche Sichtweise: Viele der Auswirkungen, Risiken und Chancen eines Unternehmens entstehen nicht nur in den eigenen Betriebsabläufen, sondern auch in der vorgelagerten und nachgelagerten Wertschöpfungskette.
  • Risikomanagement: Durch die Identifizierung und das Management von Risiken in der Wertschöpfungskette können Unternehmen potenzielle Störungen minimieren und ihre Resilienz erhöhen.
  • Wettbewerbsvorteil: Unternehmen, die ihre Wertschöpfungskette nachhaltig gestalten, können sich von der Konkurrenz abheben und neue Marktchancen nutzen.
Wertschöpfungskette CSRD

Die wichtigsten Anforderungen der neuen ESRS Leitlinien

  1. Materialitätsbewertung: Die Materialitätsbewertung, auch Wesentlichkeitsbewertung, ist der Prozess, durch den ein Unternehmen wesentliche Informationen über Nachhaltigkeitsauswirkungen, Risiken und Chancen ermittelt. Diese Bewertung umfasst auch Informationen zur Wertschöpfungskette, jedoch nicht zu jedem einzelnen Akteur in der Kette. Der Fokus liegt auf den Teilen der Wertschöpfungskette, in denen wesentliche Auswirkungen am wahrscheinlichsten auftreten.
  2. Transparenz und Berichterstattung: Unternehmen müssen in ihren Nachhaltigkeitsberichten Informationen über wesentliche Auswirkungen, Risiken und Chancen in der Wertschöpfungskette offenlegen. Dies umfasst:
  • Beschreibung der Wertschöpfungskette: Hauptmerkmale der vorgelagerten und nachgelagerten Wertschöpfungskette, Position des Unternehmens in der Kette und Beschreibung der wichtigsten Akteure.
  • Ergebnisse der Materialitätsbewertung: Offenlegung, wo in der Wertschöpfungskette wesentliche Auswirkungen, Risiken und Chancen konzentriert sind.
  1. Konzepte, Maßnahmen und Ziele: Informationen darüber, ob und wie die Wertschöpfungskette in die Nachhaltigkeits-Konzepte, -Maßnahmen und -Ziele des Unternehmens einbezogen wird.
  2. Datenbeschaffung und Schätzungen: Wenn direkte Daten von Akteuren in der Wertschöpfungskette nicht verfügbar sind, müssen Unternehmen Schätzungen und Proxys verwenden. Dies kann durch die Nutzung von Sektordurchschnittsdaten, Stichprobenanalysen, Markt- und Peer-Group-Daten oder anderen indirekten Quellen erfolgen.
  3. Übergangsbestimmungen: Die neuen Leitlinien sehen Übergangsbestimmungen vor, die es Unternehmen ermöglichen, sich schrittweise an die neuen Anforderungen anzupassen. In den ersten drei Jahren der Berichterstattung können Unternehmen die Datenerhebung auf interne und öffentlich verfügbare Informationen beschränken und müssen keine umfassenden Daten aus der Wertschöpfungskette einbeziehen.
Wertschöpfungskette und Lieferkette in der CSRD

Praktische Tipps für KMUs zur Einbindung der Wertschöpfungskette

Auch KMUs können durch eine ganzheitliche Betrachtung der Wertschöpfungskette Vorteile realisieren. Im folgenden sind praktische Tipps für Unternehmen dargestellt:

  1. Wertschöpfungskette kartieren: Beginnen Sie damit, Ihre Wertschöpfungskette zu kartieren und die wichtigsten Akteure und Prozesse zu identifizieren. Dies hilft Ihnen, potenzielle Risiken und Chancen zu erkennen und gezielte Maßnahmen zu ergreifen.
  2. Stakeholder einbeziehen: Binden Sie Ihre wichtigsten Stakeholder, einschließlich Lieferanten und Kunden, in den Prozess ein. Durch den Dialog mit den Beteiligten können Sie wertvolle Einblicke gewinnen und die Zusammenarbeit fördern.
  3. Datenquellen nutzen: Nutzen Sie verfügbare Datenquellen, um Schätzungen und Proxys zu erstellen. Dies kann Ihnen helfen, auch ohne direkte Daten verlässliche Informationen zu liefern.
  4. Kontinuierliche Verbesserung: Setzen Sie auf kontinuierliche Verbesserung. Nutzen Sie die Übergangsbestimmungen, um schrittweise Ihre Datenqualität und Berichterstattung zu verbessern.

Fazit: Einbindung der Wertschöpfungskette als Chance für jede erfolgreiche Berichterstattung

Die neuen Leitlinien zur Wertschöpfungskette bieten KMUs eine wertvolle Orientierungshilfe, um ihre Nachhaltigkeitsberichterstattung zu verbessern und gleichzeitig geschäftliche Vorteile zu erzielen. Durch die Berücksichtigung der gesamten Wertschöpfungskette können Unternehmen nicht nur ihre Risiken besser managen, sondern auch neue Chancen nutzen und sich im Wettbewerb differenzieren. Nutzen Sie die Gelegenheit, um Ihre Nachhaltigkeitsstrategie zu stärken und langfristig erfolgreich zu sein.

Eine holistische Einbindung der Wertschöpfungskette geschieht bestenfalls bereits in der Vorbereitung und Durchführung der doppelten Wesentlichkeitsanalyse, selbstgesteuert oder in Begleitung durch Experten. Um dies einfach und zielgerichtet zu bewerkstelligen, nutzen Unternehmen sowie externe Beratungsteams, wie das von MetriBo, einfache Tools beim erfassen von Auswirkungen, Risiken und Chancen. So wird die Betrachtung der Wertschöpfungskette in allen relevanten Schritten, von der Materialitätsanalyse bis hin zur ESG-Datenerfassung, sichergestellt. Die zielgerichtete Einbindung aller relevanten Stakeholder entlang der Wertschöpfungskette macht die Berichterstattung robust und stellt sicher, dass alle für das Unternehmen identifizierten Risiken frühzeitig erkannt und adressiert werden können.

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