ESG-Berichtsstandards für KMUs – was bringt die Zukunft?
Nachhaltigkeit wird nicht nur für Großunternehmen, sondern zunehmend auch für kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) zu einem entscheidenden Faktor. Mit der steigenden Nachfrage nach Transparenz in ökologischen, sozialen und Governance-Themen (ESG) sind auch KMUs gefordert, ESG-Berichte zu erstellen und sich als verantwortungsvolle Akteure in ihrer Branche zu positionieren. Um diesem Bedarf gerecht zu werden, hat die EU Entwürfe für die Berichtsstandards VSME und LSME entwickelt. Für kleinst-Unternehmen wurde die sogenannte Voluntary ESRS for Small and Medium Enterprises (VSME), empfohlen ab dem Geschäftsjahr 2024, und die ESRS for Listed Small and Medium Enterprises (LSME) entwickelt. Letztere sind für börsennotierte KMUS ab dem Geschäftsjahr 2026 verpflichtend. Diese Standards bieten KMUs und börsennotierten KMUs klare Rahmenbedingungen für eine ESG-Berichterstattung, die ihre Größe und die Anforderungen ihrer Stakeholder berücksichtigt. Es wird damit gerechnet, dass offizielle Fassungen beider Standards 2025 veröffentlicht werden. Der folgende Artikel beschreibt folglich den aktuellen Stand der Entwürfe beider Standards.
VSME – Der freiwillige Berichtsstandard für KMUs
Die VSME-Standards richten sich an KMUs, die keine gesetzliche Pflicht zur ESG-Berichterstattung haben, jedoch als Zulieferer und Handelspartner tätig sind und ihre Nachhaltigkeitsleistungen dokumentieren möchten. Diese freiwillige Berichterstattung wird ab dem Geschäftsjahr 2024 empfohlen und bietet Unternehmen eine flexible Möglichkeit, ESG-Daten effizient zu erfassen und an Geschäftspartner weiterzugeben. Die VSME-Berichterstattung ist dabei in drei Module unterteilt, die sich durch optimierte Anforderungen und eine übersichtliche Struktur auszeichnen.
- Das Basic Module: Dieses Modul bietet einen Einstieg in die Berichterstattung und konzentriert sich auf grundlegende Angaben zu ESG-Themen. Ohne die Notwendigkeit einer Materialitätsanalyse enthält es nur die wichtigsten Informationen und umfasst etwa drei Seiten. Dabei deckt es allgemeine Unternehmensdaten sowie Basisangaben zu Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen ab, was für viele Unternehmen eine ressourcenschonende Möglichkeit darstellt, erste Schritte im ESG-Bereich zu machen.
- Das Narrative Module (Narrative PAT Module): Hier wird eine detailliertere Berichterstattung notwendig. Unternehmen müssen eine Materialitätsanalyse durchführen, um die wesentlichen ESG-Aspekte zu identifizieren. Dieses Modul umfasst Angaben zu strategischen Themen, Managementansätzen zu wichtigen ESG-Themen, Informationen über Schlüssel-Stakeholder und Governance-Praktiken. Der Fokus liegt also stärker auf den mittel- bis langfristigen Zielen und der Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens.
- Das Business Partner Module: Das dritte Modul richtet sich speziell an Unternehmen, die intensivere Berichte für Handelspartner oder Großkunden benötigen. Neben detaillierten Angaben zur Umsatzverteilung in verschiedenen Sektoren und der Geschlechterverteilung im Unternehmen umfasst es auch umweltrelevante Themen wie den Umgang mit gefährlichen Abfällen. Auch für dieses Modul ist eine Materialitätsanalyse erforderlich.
Unternehmen haben die Wahl, nur das Basic Module oder eine Kombination aus den drei Modulen zu berichten, was ihnen maximale Flexibilität bietet. Die freiwillige VSME-Berichterstattung ermöglicht es KMUs somit, die für sie relevanten ESG-Daten an Geschäftspartner weiterzugeben, Transparenz zu schaffen und sich so frühzeitig im Markt als bevorzugter Partner zu positionieren.
LSME – ESG-Berichtsstandard für börsennotierte KMUs
Für börsennotierte KMUs wird die LSME-Berichterstattung ab dem Geschäftsjahr 2026 zur Pflicht. Im Unterschied zu VSME umfasst die LSME 47 Pflichtangaben und etwa 450 Datenpunkte, was eine umfassendere und detailliertere Offenlegung zu ESG-Themen bedeutet. Die LSME ist in sechs Standards unterteilt, die einen breiten Einblick in die Nachhaltigkeitsaktivitäten und -strategien eines Unternehmens geben:
- Generelle Anforderungen: Hier werden die allgemeinen Rahmenbedingungen und Ausgangspunkte für die ESG-Berichterstattung gelegt.
- Generelle Angabepflichten: In diesem Standard werden grundlegende Informationen über das Unternehmen und dessen Nachhaltigkeitsansatz abgefragt. Diese umfassen Angaben zur Strategie, zum Business-Modell und zur allgemeinen Governance.
- Policies, Actions und Targets: In diesem Standard werden die spezifischen Strategien, Maßnahmen und Ziele des Unternehmens in Bezug auf Nachhaltigkeit dokumentiert. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Darstellung der langfristigen ESG-Ziele und wie diese erreicht werden sollen.
- Environment: Hier geht es um die Umweltauswirkungen des Unternehmens. Von der Emissionsberichterstattung über die Ressourcennutzung bis hin zum Klimaschutz deckt dieser Standard alle umweltbezogenen Themen ab.
- Social: Dieser Standard umfasst die sozialen Aspekte wie Arbeitsbedingungen, Menschenrechte, Diversität und Gesundheitsschutz.
- Business Conduct: Dieser Standard legt die Governance-Praktiken fest und befasst sich mit Ethik, Risikomanagement und Compliance.
Ein wesentlicher Bestandteil der LSME-Standards ist die Doppelte Materialitätsanalyse, die es Unternehmen ermöglicht, sowohl die Auswirkungen von Nachhaltigkeitsaspekten auf das Unternehmen als auch die externen Auswirkungen des Unternehmens auf Umwelt und Gesellschaft zu bewerten. LSMEs können zudem, je nach Unternehmensgröße und Ressourcen, Phase-In-Optionen nutzen, die ihnen eine stufenweise Implementierung der Berichtsanforderungen ermöglichen.
Vorteile der ESG-Berichterstattung für KMUs: Warum sich frühzeitiges Handeln lohnt
Sowohl die freiwillige VSME- als auch die verpflichtende LSME-Berichterstattung bieten KMUs wertvolle Vorteile. Für KMUs, die freiwillig nach VSME berichten, kann dies ihre Glaubwürdigkeit gegenüber Handelspartnern und Kunden stärken. Durch die Angabe von ESG-Daten signalisieren sie Transparenz und Verantwortungsbewusstsein, was die Zusammenarbeit mit größeren Geschäftspartnern erleichtert und Wettbewerbsvorteile schafft. Auch LSMEs profitieren langfristig von der strukturierten ESG-Berichterstattung. Die umfassende Offenlegung ermöglicht eine effektive Kommunikation der Nachhaltigkeitsstrategie, was Investoren und Stakeholdern wertvolle Einblicke gibt und das Vertrauen stärkt.
Durch die frühzeitige Auseinandersetzung mit den Berichtsstandards VSME und LSME für KMUs können diese zudem interne Prozesse optimieren und Ressourceneffizienz steigern. Die systematische Erfassung und Dokumentation von ESG-Daten hilft, Verbesserungspotenziale zu erkennen und langfristig Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Insgesamt schafft die ESG-Berichterstattung eine solide Grundlage, um sich zukunftssicher aufzustellen und die Anforderungen eines nachhaltigen Marktes zu erfüllen.
Fazit: Die Berichtsstandards VSME und LSME als Chance für KMUs
Ob freiwillig nach VSME oder verpflichtend nach LSME – die ESG-Berichterstattung ist für KMUs eine wertvolle Chance, ihre Nachhaltigkeitsleistungen transparent zu dokumentieren und ihre Position am Markt zu stärken. Während die VSME-Berichterstattung eine flexible Einstiegsmöglichkeit bietet, stellt die LSME umfassendere Anforderungen und fördert eine detaillierte ESG-Strategie. Für alle KMUs gilt jedoch: Nachhaltigkeit ist nicht nur eine Pflicht, sondern ein wertvoller Bestandteil des unternehmerischen Erfolgs. Um die Berichtsstandards VSME und LSME für KMUs zielgerichtet und effizient ins Unternehmen zu integrieren, greifen einige Mittelständler auf die Unterstützung von ESG-Plattformen, wie beispielsweise MetriBo, zurück. Plattformen wie diese ermöglichen es Erfolge zu realisieren und effizient eine nachhaltige ESG-Datenerfassung aufzubauen. Niedrigschwellige Schulungsangebote für die internen Stakeholder reduzieren den externen Berateraufwand und ermöglichen ein effizientes Aufgleisen aller Prozessbeteiligter.